Nach einer Saison, die in vielerlei Hinsicht erfreulich begann, ziemlich absurd weiterging und nach einer verkorksten Phase sehr nervenaufreibend endete, werfen wir nun den Blick etwas entspannter auf die vergangenen 34 Bundesliga-Spiele von Hannover 96. In der ersten Hälfte unseres zweiteiligen Rückblicks auf die Spielzeit knöpfen wir uns diejenigen vor, die maßgeblich für Freud und Leid verantwortlich waren: die Spieler. Jeder in der Liga zum Einsatz gekommene 96-Profi erhält eine knappe Beurteilung seiner allgemeinen Leistung und – weil wir ja ein Taktik-Blog sein wollen/vorgeben zu sein – eine Einordnung seiner taktischen Einbindung über die Saison gesehen. Kurze Zeugnisse ganz ohne Schulnoten. Vermutlich treffen wir damit ähnlich oft die allgemein vorherrschenden Bewertungen, wie Joselu in der Rückrunde das gegnerische Tor. Aber damit können wir leben.
Kurzzeugnisse
Nach Position und Einsätzen (Zahl links) sortiert.
Tor | ||
34 | Ron-Robert Zieler | Allgemein: Sehr gute Saison des Nationaltorwarts. Endlich planvoll und konstant in den Spielaufbau eingebunden. Mit hervorragender Leistung als mitspielender Torwart einer der Garanten für das Funktionieren der Zirkulation im ersten Drittel. Einer der wenigen Bundesligatorwarte, der eine Torwartkette ermöglichte und 96 damit bundesligaweit zu einem kleinen taktischen Highlight verhalf. Darüber hinaus ein paar schöne Szenen als Ausweis seiner Spielintelligenz. Im Tor überwiegend fehlerlos und gewohnt unspektakulär mit mehr Ausreißern nach oben (1-1 gg. Marco Reus im Rückspiel, 1-1 gg. Mölders im Rückspiel, Reflex gegen Choupo-Moting im Hinspiel, etc.) als Patzern (z. B. Freistoß gegen Paderborn).
Taktische Einbindung: Beste Saison für Zieler bei 96. Vielleicht noch in Details im Spielaufbau Luft nach oben, wird aber sehr wahrscheinlich wie in der Schlussphase dieser Saison auch in Zukunft nicht annähernd ausgereizt. Zu befürchten, dass die kommende Saison sogar hinter den Durchschnitt der abgelaufenen zurückfällt. Bestes Spiel: Dortmund (Hinrunde), Schalke (Rückrunde) |
Abwehr | ||
34 | Marcelo | Allgemein: Phasenweise sehr starke, insgesamt gute zweite Bundesligasaison. In den ersten Spielen oft der klotzige und wenig filigrane Turm in der Schlacht. Unbezwingbar in der Luft, sehr resolut (aber verwundbar) am Boden. Im Spielaufbau viel sicherer als noch in der letzten Saison, ohne ansatzweise zu glänzen. Undiszipliniertheiten (fußballerisch wie auch „menschlich“) bis zu einem gewissen Zeitpunkt quasi abgestellt. In der Schlussphase der Saison in beiden Aspekten labiler. Einer der Spieler mit dem größten Fortschritt im Kader. Dauerspieler, nicht nur wegen mangelnder Konkurrenz.
Taktische Einbindung: Defensiv mit kluger Unterstützung für Schulz (diagonale Sprints in Schulz‘ hinteren Wirkungsbereich). Zweikampfstärke und Resolutheit sind aber auch nicht besonders schwer einzubinden. Im Spielaufbau von den Gegnern oft bewusst freigelassen, aber ohne größere Dummheiten (abgesehen vom Pass auf Sakai vor Hamburgs 1:1 in der Rückrunde). Als Reaktion darauf gelegentlich mit aufrückenden Läufen mit dem Ball am Fuß und hin und wieder sogar recht soliden Lösungen. Als Halbverteidiger in der Fünferkette gegen Bayern München in der Hinrunde überfordert: Keep it simple. Bestes Spiel: Köln (Hinrunde) |
31 | Christian Schulz | Allgemein: Solide Saison des Innenverteidigers. Zu Saisonbeginn wichtiger Bestandteil der sehr gut funktionierenden Defensive mit Kopfballstärke, viel Routine und recht guter Übersicht. Maßgeblich an der sehr robusten Endverteidigung beteiligt, im Spielaufbau im Rahmen der Möglichkeiten zufriedenstellend. Ende der Hinrunde mit etwas schwächeren Auftritten und auffälligeren Geschwindigkeitsdefiziten. In der Rückrunde zeitweise als absichernder Linksverteidiger ohne große Offensivbeteiligung und auch schwächeren Auftritten.
Taktische Einbindung: Im Rahmen der Erwartungen. Als Innenverteidiger etwas mehr im Fokus des Spielaufbaus, was einigermaßen ordentlich gelöst wurde. Phasenweise gute Arbeitsteilung mit Marcelo im eigenen Drittel bei gegnerischem Ballbesitz, Zweikampfstärke insgesamt gut eingebracht. Als Linksverteidiger recht sinnvolle Rolle, überwiegend ordentlich interpretiert. Bestes Spiel: Berlin (Hinrunde) |
28 | Miiko Albornoz | Allgemein: Sehr starker Start in die erste Bundesligasaison mit Überraschungseffekt. Nach sehr stürmischer Ausrichtung zu Beginn, teilweise im linken Mittelfeld, als Außenverteidiger mit gedämpftem Offensivdrang nach einiger Zeit, dafür technische Klasse und Kombinationsstärke im Vordergrund. Nach (verschleppter) Verletzung etwas langwieriger Weg aus dem Leistungstief. Seither mit Licht und Schatten. Defensiv etwas instabil, offensiv dosiert beteiligt. Leistung zuletzt wechselhaft, aber insgesamt mit mehr überzeugenden als enttäuschenden Auftritten.
Taktische Einbindung: In den ersten Spielen sehr offensiv und risikofreudig, teilweise im Mittelfeld. Starke Phase in der Hinrunde mit wichtiger Einbindung in den Spielaufbau und Flügelüberladungen. Gute Synergien mit Kiyotake im linken Mittelfeld. Kombinativität insgesamt recht gut eingebunden, defensiv noch mit Steigerungspotential (z. B. auch im Gegenpressing). Nächste Saison eventuell in etwas anderer, geradlinigerer Rolle gefragt. Bestes Spiel: Schalke (Hinrunde), Stuttgart (Rückrunde) |
27 | Hiroki Sakai | Allgemein: Enttäuschende Saison des Rechtsverteidigers. Solider Beginn mit gewohnt simpler Anlage in den ersten beiden Spielfelddritteln und relativ stabiler defensiver Leistung. Lediglich flache Ablagen und Hereingaben im Angriffsdrittel wussten zu überraschend und überzeugen. Defensive Orientierungsprobleme, Aversion gegen Enge und Schnelligkeit, bekannte Instabilität im Abwehrverbund mit einigen Aussetzern. Zwischenzeitliche Stabilisierung nach Phase auf der Ersatzbank, danach aber wieder mehr Unsicherheiten als zufriedenstellende Auftritte.
Taktische Einbindung: Erwartbar geradlinig, unspektakulär, lediglich das Ausmaß der Offensivbeteiligung recht sinnvoll angepasst. Kurzzeitiger Einsatz im rechten Mittelfeld nach dem Trainerwechsel kaum überzeugend. Symptomatisches Spiel: Augsburg (Rückrunde) Bestes Spiel: Mainz (Hinrunde) |
11 | Felipe | Allgemein: Erste überwiegend fitte Saison des Brasilianers (hustTraininereffekt/Trainingssteuerungseffekthust). Zeigte bei seinen ersten Einsätzen den bekannt offensiven und riskanten Verteidigungsstil in Ansätzen und trug zur Robustheit der Verteidigung bei. Im Spielaufbau etwas unter den Möglichkeiten zurückgeblieben. Zwischendurch wegen mangelnder Einstellung wieder raus, danach mit einigermaßen stabilen, aber oft zu rustikalen Darbietungen.
Taktische Einbindung: Als zentraler Verteidiger in der Fünferkette beim Auswärtsspiel in München nicht optimal eingebunden, als linker Innenverteidiger Mitte der Rückrunde schon besser, wenngleich immer noch etwas zur Optimalform fehlte. Unter dem neuen Trainer nächste Saison dann vermutlich wieder überwiegend verletzt. Bestes Spiel: Dortmund (Hinrunde) |
8 | Christian Pander | Allgemein: Gewohnt selten auf dem Platz gesehener Spieler. Nach solidem Beginn von den ersten kleineren Verletzungen zurückgeworfen, danach von Albornoz zurecht verdrängt und auch nach Genesung nur noch mit Kurzeinsätzen – bis zur nächsten mittelschweren Blessur.
Taktische Einbindung: Wenig spektakulär mit schwankender Offensivbeteiligung – angesichts der Qualität der Flanken nicht allzu dramatisch. Im Passspiel im zweiten Drittel oft ärgerlich. |
5 | João Pereira | Allgemein: Nach kurzfristiger und eher unfreiwilliger Winterverpflichtung mit gutem Beginn. Deutlich kombinativerer und etwas weniger simpler Außenverteidiger als Konkurrent Sakai. Sehr aggressive Offensivbeteiligung und riskante, weiträumige Aktionen im Gegenpressing. Defensiv auch weitgehend solide, wenngleich letzte Auftritte etwas schwächer waren.
Taktische Einbindung: Ganz in Ordnung. Leider zu wenige Einsätze, um ausführlichere Einschätzung abzugeben. |
2 | Marius Stankevicius | Allgemein: Immerhin ein Spiel von Beginn an und einen Kurzeinsatz erhalten. Dabei sehr überraschend und überzeugend. Defensiv mit erwartbaren Schwächen, die aber beeindruckend mit weiträumiger Antizipation und übertriebener Routine im Stellungsspiel wettgemacht wurden. Offensivwaffe: Einwürfe bis hinter den Elfmeterpunkt. |
Mittelfeld | ||
32 | Hiroshi Kiyotake | Allgemein: Etwas überfordert zu Beginn der Saison, nachdem er notgedrungen mehr spielen musste als geplant. Danach im Prinzip mit der aus Nürnberg bekannten Bilanz: hervorragende Einzelszenen durch Dribblings oder Pässe und minutenlange Phasen des Untertauchens und des suchenden Umherdriftens ohne strategische-prägende Bedeutung. Im Pressing mit auffälligen Defiziten, ohne mangelndes Engagement zu zeigen. Immerhin konstant gefährliche Standards.
Taktische Einbindung: Im linken Mittelfeld, der natürlich völlig falschen Position, mit einer durchaus wichtigen und sinnvoll angelegten Rolle im Spielaufbau und gut die Defizite verdeckender Einbindung in das Angriffsspiel durch eine teilweise eingerückte Positionierung (was aber situativ mangelnde Breite im gegnerischen Drittel nach sich zog und die 96-Angriffe etwas ausbremste). Dort auch gut in Überladungen eingebunden und Stärke in engen Räumen ausspielend. Dynamik- und Intelligenz-Defizite im Pressing auf der linken Seite auch gut überspielt. Bei umschaltlastigerem Ansatz zu Saisonbeginn im zentralen Mittelfeld nicht gut eingebunden (aber in Kombination mit der strategischen Ausrichtung auch kaum machbar) und mit offensichtlicheren Schwächen gegen den Ball, dafür aber dennoch mit relativ konstanten Torbeteiligungen. Als halblinker Offensivspieler im 4-1-4-1 Mitte der Rückrunde theoretisch sehr gut eingebunden, aber mit gewohnt wechselhaften Auftritten. Nach dem Trainerwechsel dauerhaft im zentralen Mittelfeld und dort quasi ohne bewusste Einbindung, dafür aber von geballten Kämpfen um zweite Bälle in engen Räumen profitierend, sehr offensiv ausgerichtet und horizontal erratisch umherdriftend. Bestes Spiel: Frankfurt (Rückrunde) |
29 | Jimmy Briand | Allgemein: Sinnbild für alles Schlechte in der Betrachtung von Fußball. Pendelte zuverlässig zwischen Publikumsheld und Hassobjekt. Zu Saisonbeginn im Sturm mit eher schwachen (Kurz-) Auftritten, danach Stammspieler auf dem rechten Flügel. Dort mit überwiegend guten bis ordentlichen Leistungen, einigen Torbeteiligungen und ein paar schwachen Spielen, die zu maßloser Pauschalkritik führten. Sehr interessante Rolle als unorthodoxer Flügelverteidiger gegen Bayern und Gladbach in der Rückrunde, seit dem Trainerwechsel alleiniger Stürmer. Dort nach wie vor mit Höhen und Tiefen, aber gefeiert.
Taktische Einbindung: Im Sturm zu Saisonbeginn auf Grund der Spielstruktur nicht unbedingt optimal, im rechten Mittelfeld mit unterschlagenen Vorteilen. Wichtige Rolle für offensive Präsenz im Zusammenspiel mit dem ausweichenden und mitspielenden Joselu; sehr stabile Laufwege in den Rückraum. Gute und wichtige Einbindung in bestimmte wiederholte Angriffsmuster auf der rechten Seite, im letzten Drittel phasenweise gute Abstimmung mit Sakai und oft gute Beteiligung an Offensivkombinationen. Bei zu frühzeitiger Einbindung in den Spielaufbau im Mittelfelddrittel mit teilweise zerstörerischer Wirkung auf die Ballzirkulation. Im Pressing mit recht guter Arbeit nach vorne, offensiv ausgerichtete, auf den Ballgewinn zockende Zweikampfführung in der Defensive nicht unproblematisch; insgesamt gegen den Ball schwankende Leistungen. Im Sturm nach dem Trainerwechsel bei stark veränderter Spielanlage gut eingebunden. Sehr umtriebige, etwas hyperaktive Bewegungsmuster gut für Tiefensprints und schnelles Spiel in die Spitze genutzt, wuchtige und robuste Läufe im Angriffsdrittel gut eingebracht. Technische Aussetzer wie auch schon im rechten offensiven Mittelfeld recht regelmäßig zu bestaunen, aber in der Bewertung hingenommen. Als Zielspieler für lange Bälle zunächst schlecht eingebunden, danach etwas besser mit Ablagen und Ballhalten. Grundsätzlich auf allen Positionen mit hoher Entscheidungsstabilität und konstanter Positionsfindung. Bestes Spiel: Berlin (Hinrunde), Augsburg (Rückrunde) |
27 | Manuel Schmiedebach | Allgemein: Jüngste wissenschaftliche Studien deuten darauf hin, dass Testosteron nicht etwa zwangsläufig gesteigerten Egoismus befördert, sondern in einer sozialen Gruppe zu Selbstlosigkeit und höherem Einsatz für den Erfolg der Gemeinschaft sorgt. Wir müssen uns Manuel Schmiedebach als einen Menschen mit extrem maskulinem Hormonhaushalt vorstellen.
Taktische Einbindung: Unter Tayfun Korkut mit insgesamt bewussterer, konstanterer und planvollerer Einbindung seiner Stärken als umtriebiger, offensiver Teil einer Doppelsechs. Zu Saisonbeginn zusammen mit dem ebenfalls nicht-defensiven Andreasen noch zu ein paar strukturellen Instabilitäten beitragend, blühte er erst neben Gülselam und später auch Sané phasenweise auf. Im 4-1-4-1 gegen Stuttgart als halblinker Achter vor allem gegen den Ball sehr gut eingebunden und mit schönem leitendem Anlaufen. Vielfältige Stärken in der Offensive, im Pressing immer wieder mit Sonderaufträgen und wechselnden Rollen betraut. Ab Mitte der der Rückrunde viel zu großes Opfer der Umstellung auf 4-1-4-1/4-4-2 mit Doppelzehn und schmerzlich vermisst. Als Rechtsverteidiger in der Saisonendphase verschenkt, aber trotzdem in Sachen Defensivstärke und Spielintelligenz im Vorwärtsgang gut zu gebrauchen und mit guten Leistungen. Bestes Spiel: Berlin (Hinrunde), Bayern (Rückrunde), ein paar andere |
26 | Leonardo Bittencourt | Allgemein: Zunächst mit stark verbesserter Entscheidungsfindung in der ersten Phase der Saison und sehr engagierten und spritzigen Auftritten, zunächst vornehmlich im rechten Mittelfeld. Nach etwas zu ineffizienten Leistungen etwas weniger Spielzeit, danach oft im linken Mittelfeld mit schwankenden Darbietungen. Insgesamt eine solide vollständige zweite Bundesligasaison, in der ebenso ein paar Fortschritte, aber auch noch viel Luft nach oben offensichtlich wurden.
Taktische Einbindung: Bei der umschaltlastigeren, etwas schnelleren und direkteren Spielweise zu Saisonbeginn mit seinen Stärken (Ballverarbeitung bei hohem Tempo, Schnelligkeit, Vehemenz in den Aktionen) gut eingebunden, vor allem im rechten Mittelfeld. Bei etwas ballbesitzlastigerer Ausrichtung später mit guten Aktionen und ein paar Instabilitäten, aber durchaus sinnvollen Anpassungen seiner Rolle an die Spielweise (z. B. als breite Entlastungsoption). Insgesamt aber im 4-1-4-1 der Rückrunde besser und sinnvoller eingebunden als im 4-2-3-1 zuvor, mit mehr Fokus auf Tempo und Durchbrüche. Bestes Spiel: Schalke (Hinrunde) |
21 | Lars Stindl | Allgemein: Ziemlich Boss-hafte Saison des Kapitäns. Sehr dominanter Auftakt in der Vorbereitung, dann im DFB-Pokal aus dem Kader getreten. Nach langer Verletzung sehr kurze Eingewöhnungszeit, danach prägender Akteur in einer maßgeblich durch ihn ermöglichten Ausrichtung. Dabei extrem laufstark, omnipräsent, offensiv sehr stark und durchschlagskräftig, torgefährlich. Zeitweise der helle Stern an einem eher dunklen Himmel. Am Ende quasi alleinverantwortlich für den Klassenerhalt, sofern das in einer Mannschaftssportart geht (wie man sieht, geht es fast).
Taktische Einbindung: Der Stindl muss doch rechts spielen! Da im Zentrum bringt der doch nix! Nee, stimmt. Nur Kleinigkeiten: extremer Aktionsradius, ballfordernde Impulse im Spielaufbau, Dynamisierung des Übergangs vom ersten ins zweite Drittel, Erhöhung der Offensivpräsenz, Torgefahr, Spielintelligenz, Konstanz in den Ballaktionen, volle Entfaltung der großen Kompetenz gegen den Ball (vor allem auch im Gegenpressing) und Ermöglichen eines sehr hohen, intensiven und aktiven Pressings. Stimmt, im Zentrum bringt der uns nicht viel. Nach dem Trainerwechsel im nominellen rechten Mittelfeld brachte Stindl seine Stärken nach wie vor ein und war der Fixpunkt der Offensivbemühungen Hannovers. Wer unter Korkut die angebliche Abhängigkeit von Stindl beklagte (das taten tatsächlich Menschen), sollte sich die Spiele des Hannoverschen Stindl-Vereins von 1896 e.V. in der Schlussphase der Saison besser nicht angucken. Symptomatische Szene: Marco Höger wird durch Handauflegen verletzt und muss ausgewechselt werden. Don’t mess with LS10. Bestes Spiel: Bremen (Hinrunde), viele andere |
20 | Edgar Prib | Allgemein: Der Pechvogel. Sehr gutes erstes Saisonspiel im zentraloffensiven Mittelfeld, danach mit Verletzung lange nicht im Kader. Danach ein paar Einsätze zum Herantasten, dabei pendelnd zwischen Linksverteidiger und linkem Mittelfeld und auf dem Weg zur alten Form. In der Wintervorbereitung erneut verletzt, nach der Genesung langsam zum Stammspieler im linken Mittelfeld aufgestiegen. Dort mit guten Szenen im Angriff, aber insgesamt eher durchschnittlichen Spielen mit teilweise unglücklicher Defensivbeteiligung.
Taktische Einbindung: Zeigte wieder vielseitige Einsatzmöglichkeiten mit dosiert offensiver und relativ variabler Linksverteidiger-Interpretation sowie eher klassischer, gut unterstützender und balancierender Flügelrolle. Etwas speziell, aber in ein paar Aspekten auch sehr gut als unterstützender und laufstarker Zehner. Für weitergehende Einschätzung fehlte konstanter Spielrhythmus. Symptomatisches Ende: im letzten Saisonspiel verletzt ausgewechselt Bestes Spiel: Schalke (Hinrunde) |
18 | Salif Sané | Allgemein: Nach langer Suspendierung aus disziplinarischen Gründen im Winter Comeback in der Startelf gegen Augsburg. Zunächst sehr überzeugend mit starker Zweikampfführung und gutem Herausrücken als linker Innenverteidiger. Später als defensiver Part der Doppelsechs im Mittelfeld mit ein paar Anlaufschwierigkeiten und guten Ansätzen. Als alleiniger Sechser des 4-1-4-1/4-4-2 in der Rückrunde mit vielen guten Szenen und insgesamt guten Leistungen, aber auch einigen Aussetzern und unnötig riskanten Aktionen. Später in der Saison wieder Teil der Doppelsechs, dabei aber nachstoßender und offensiv etwas stärker eingebunden, dabei auch recht überzeugend.
Taktische Einbindung: In der Innenverteidigung mit sehr gutem Paket; kopfballstark, technisch ordentlich, mit relativ guter Einbindung in den Spielaufbau und gutem Herausrücken aus der Kette für Balleroberungen wichtig. Als defensiver Mittelfeldspieler zunächst auf defensive Aufgaben konzentriert, aber mit gutem Einbringen der Umschaltstärke und vertikalem Nachrücken. Gegen den Ball als alleiniger Sechser nicht optimal eingebaut, mit teilweise zu extremen ausweichenden Bewegungen, etwas schlechterer Raumbesetzung und nicht allzu intelligentem Spiel gegen den Ball. Im Spielaufbau vor allem in der späteren Phase der Saison oft zu stark eingebunden und dort wegen recht unkreativen und unbedarften Passspiels nicht überzeugend. Physische Stärken aber sowohl im eigenen Ballbesitz als Zielspieler und auch in der Defensive gut zu gebrauchen. Mit etwas kurioser, aber enorm stabiler Art der Pressingresistenz vor allem im defensiven Mittelfeld sehr überzeugend. In den letzten Spielen bei etwas stärkerer Einbindung in die Offensive mit energischen Läufen in das Angriffsdrittel relativ gut eingebunden, ohne besonders offensivstark zu sein. Bestes Spiel: Hamburg (Rückrunde) |
18 | Ceyhun Gülselam | Allgemein: Dürfen wir eigentlich nicht viel zu schreiben. Verlachter und gehasster Sechser mit klarem Anforderungsprofil in der Absicherung. Als Reaktion auf etwas Instabilität im Zentrum in die Mannschaft gerutscht, dort (für gewisse Menschen) mit überzeugenden Leistungen und deshalb zum Stammspieler in der Hinrunde aufgestiegen. Gegen den Ball oft stark, im eigenen Ballbesitz zunächst mit kleineren Schwierigkeiten. Vor der Winterpause leichter Leistungsabfall und Verlust des Stammplatzes. Nach sehr starker Wintervorbereitung völlig unverständlicherweise beim Rückrundenstart nur auf der Bank. Danach nur noch mit eher unregelmäßigen, aber signifikanten, Einsätzen und insgesamt unauffälligen bis ordentlichen Leistungen.
Taktische Einbindung: Sinnvoll, seinen Stärken entsprechend, überwiegend gelungen. Sehr gute Rolle als alleiniger, balancierender Sechser im 4-1-4-1 gegen Stuttgart, sehr guter defensiver Partner für Schmiedebach auf der Doppelsechs in der sehr erfolgreichen Phase in der Hinrunde, auch im Ballbesitz/Spielaufbau zunehmend gut aus kritischen Situationen herausgehalten. Bei etwas gestiegenen kollektiven Anforderungen im Spielaufbau gegen Ende des Jahres nicht mehr allzu optimal. Später mit recht sinnvoll angelegten Rollen bei (kurzen) Einsätzen. Bestes Spiel: Leverkusen (Hinrunde), Dortmund (Hinrunde) |
17 | Leon Andreasen | Allgemein: Nach verletzungsloser Sommervorbereitung in den ersten Saisonspielen Stammspieler im zentralen Mittelfeld und dabei mit offensivfreudigen, stabilen Auftritten. Nach langer Verletzung und verpasster Wintervorbereitung mühsamer Weg zurück in die Mannschaft, danach mit offensichtlichen Rhythmusproblemen und folgerichtig eher schwachen Leistungen. Gegen Ende der Saison etwas besser in Tritt, aber nach wie vor instabil.
Taktische Einbindung: Bei Umschalt-Ausrichtung im Sommer recht gut eingebunden, aufrückende Läufe und wuchtige Wege in die Tiefe recht gut für Offensivpräsenz genutzt, aber nicht immer gut in die Angriffsstruktur eingebracht. Gegen den Ball überwiegend solide, im Spielaufbau teilweise etwas zu ballfordernd ohne Impulse zu setzen. Als halbrechter Achter im 4-1-4-1 gegen Stuttgart mit offensichtlichen Anpassungsschwierigkeiten. Bei roherem, simplerem Umschaltspiel nach dem Trainerwechsel gut eingebunden. Wichtiger Beitrag zur gewünschten Offensivpräsenz mit energischen Läufen in die Tiefe und Anwesenheit im Strafraum. Auch defensiv sehr zupackend und robust, wenn auch weiterhin nicht dauerhaft überzeugend. Bestes Spiel: Mainz (Hinrunde) |
7 | Maurice Hirsch | Allgemein: Bundesligadebut als Aushilfs-Rechtsverteidiger in der Schlussphase gegen Dortmund. Von Personalsorgen Mitte der Hinrunde in die Startelf befördert. Dort von sehr passiven Frankfurtern begünstigt mit ein paar guten Ansätzen im Ballbesitz, aber etwas zu viel Risiko. Defensive Unsicherheit und strategische Instabilität wurden von Nebenmann Schmiedebach weitgehend aufgefangen. Erst kurz vor dem Ende der Hinrunde wieder auf dem Feld, dabei mit unauffälligen, eher instabilen Leistungen. Trotz mittelmäßiger Vorbereitung beim Rückrundenstart in der Startelf und ohne Impulse. Noch viel Steigerungsbedarf in vielen Bereichen, aber immerhin schon (zu viel) Bundesligaerfahrung gesammelt.
Taktische Einbindung: Zeigte im defensiven Mittelfeld eine sehr interessante, aber auch sehr riskante Art von Pressingresistenz durch ausweichende Dribblings. Dabei auch ein paar Mal gutes Raumöffnen erzeugt. Ansonsten auf Grund von Dynamik-Defiziten und Problemen im Spiel gegen den Ball etwas hintenan. |
5 | Jan Schlaudraff | Allgemein: Saison der Kurzeinsätze. In der Bundesliga nur vereinzelte Minuten, dabei wenige diagonale Dribblings und zumindest potentiell gefährliche Momente, aber insgesamt nicht überzeugend. Im DFB-Pokal auf Grund vieler Verletzten die Bewährungschance nach guter Anfangsphase deutlich nicht genutzt. Trotz großer Hoffnungen in der Berichterstattung auch nach dem Trainerwechsel ohne Einsätze.
Taktische Einbindung: Geht so. Teilweise ok. |
Angriff | ||
30 | Joselu | Allgemein: Eigentlich zufriedenstellende, wenn auch leicht inkonstante Saison des Stürmers, aber viel gescholten. Zu Saisonbeginn mit sehr guten Einzelszenen dank technischer Klasse und recht guten Bewegungen im Angriffsdrittel. Mit viel Einsatz für die Mannschaft als Zielspieler, unterstützender Kombinationspartner und guter Pressingspieler in vorderster Front. Nach Torflaute viele Treffer gegen Ende der Hinrunde trotz teilweise etwas weniger guter Leistungen. Nach der Wintervorbereitung sehr unglückliche Auftritte vor dem Tor, ins Spiel aber nach wie vor gut eingebunden und sehr hilfreich bei ballbesitzlastigerer Ausrichtung, danach auch wieder ein paar Scorerpunkte. Schwankende Leistungen und mangelhafte Chancenverwertung zum Schluss. Ohne Einsätze in den letzten Begegnungen.
Taktische Einbindung: Zu Beginn der Hinrunde einerseits nicht optimal bei etwas offenerer Staffelung und direkterem Spiel, andererseits mit wichtigen Stärken bei Überladungen, im Zurückfallen, als Zielspieler für lange Bälle und im Kombinationsspiel generell. Je kombinativer das Spiel wurde, desto sinnvoller eingebunden. Gutes Zusammenspiel mit Lars Stindl im Angriff, gute und wichtige Rolle im hohen Pressing, zumal mit sehr vorbildlichen Phasen des Aushelfens für verhinderte Mitspieler gegen den Ball. Nach dem Trainerwechsel abgesehen von Zielspieler-Funktion für die zahlreichen langen Bälle sehr schlecht eingebunden und in extrem undankbarer Rolle, die er dennoch phasenweise gut erfüllte. Auf Grund der geänderten Spielstruktur am Ende nicht mehr viel auf dem Feld, dafür wurde er aber auch nicht verpflichtet. Bestes Spiel: Hamburg (Hinrunde), Schalke (Rückrunde) |
19 | Artur Sobiech | Allgemein: Konstante Einsätze im ersten Drittel der Saison mit drei Startelfnominierungen, immer jeweils als Teil einer Doppelspitze. Oft als zusätzliche Offensivkraft von der Bank kommend. Insgesamt mit ordentlichen Leistungen, einem Tor gegen Hamburg und einer späten Vorbereitung in Hoffenheim. Danach mit einer Verletzung aus dem Rhythmus gebracht. Danach ein paar gute Ansätze bei kürzeren Einsätzen, bis zum Saisonschluss mal wieder länger verletzt.
Taktische Einbindung: Zu Saisonbeginn mit einem Sturmpartner durchaus sinnvoll eingebaut und mit guter Mischung aus Wand- und Weiterleitungsspieler im Zwischenlinienraum und Stoßstürmer mit relativ guten Wegen in der Offensive. Im Gegenpressing oft sehr stark, grundsätzlich gegen den Ball durchaus überzeugend (daher auch zwei Mal gegen Bayern München in der Startelf). Bei Kurzeinsätzen als alleinige Spitze etwas weniger optimal eingebunden, ein Sturmpartner tut ihm eher gut. Bestes Spiel: Hamburg (Hinrunde) |
11 | Kenan Karaman | Allgemein: In seiner zweiten Bundesligasaison in den ersten Begegnungen nah an der Mannschaft mit regelmäßigen Einsätzen und durchaus signifikanter Spielzeit. Dabei meist als Stürmer oder auf den offensiven Flügelpositionen mit der Andeutung großen Potentials und ein paar recht auffälliger Schwächen, vor allem bei gegnerischem Ballbesitz. Dann entweder auf der Bank oder bei der U23 im Einsatz und erst wieder nach dem Trainerwechsel mit nun auch längeren Spielanteilen als erster Einwechselspieler. Dort ein paar kleinere Fortschritte im Pressing zu sehen und erneut guten Szenen mit dem Ball, aber…
Taktische Einbindung: … (fast) immer auf dem falschen Flügel eingesetzt. Auf der rechten Seite zeigt der schwächere Fuß auf Grund seines diagonalen Tordrangs nach innen, was seine Kreativität im Pass- aber vor allem auch Bewegungsspiel etwas einschränkt. Als Stürmer in den Partien zu Saisonbeginn deutete sich dies schon an, wenn sein Zurückfallen gut eingebunden wurde, sein Spiel mit dem Rücken zum gegnerischen Tor allerdings nicht immer gut gelang. In der Wintervorbereitung zwar mit ein paar Treffern als Stürmer, aber immer dann guten Aktionen, wenn er von den Flügeln kam. Nächste Saison bitte auf der linken Seite invers und diagonal mit kreativem Kombinationsfokus. Wird nicht passieren. Im letzten Saisonspiel zwar für eine Stunde im linken Mittelfeld, dort aber wegen des Spielverlaufs vor allem im Bereich seiner Schwächen gefordert und wenig überzeugend. Aber: die eine Szene, die zum Klassenerhalt führte, deutet an, warum wir ihn links sehen wollen. Rechts wäre das in der Form nicht möglich. Bestes Spiel: Hamburg (Hinrunde), Wolfsburg (Rückrunde) |
7 | Didier Ya Konan | Allgemein: Nach langwierigem Aufholen des Fitnessrückstandes zunächst mit kurzen Einsätzen als Einwechselspieler, dann Startelfcomeback gegen Frankfurt mit dem wichtigen Ausgleichstreffer gekrönt. Danach ebenfalls mit größeren Spielanteilen sowohl als alleinige Spitze, als auch als zusätzlicher Stürmer. In bestimmten Spielphasen überzeugend, insgesamt aber recht weit von der Bestform vergangener Jahre entfernt.
Taktische Einbindung: Als Solo-Stürmer gegen Frankfurt und Hertha mit phasenweise guter Beweglichkeit (Frankfurt auf den Flügel, Hertha eher zentrales Zurückfallen) und durchaus sinnvoll an die Umstände angepassten Rollen, bei Einwechslungen als zweiter Stürmer nicht besonders gut in das Spiel eingebunden, da durchschlagende Wirkung im Angriffsspiel nicht wirklich erzeugt wurde. Auf dem rechten Flügel in einer Briand-ähnlichen Rolle hätte noch interessant werden können, aber ab einem gewissen Zeitpunkt in der Saison hatte sich das erledigt. |
Der zweite Teil wird noch un-unterhaltsamer und noch trockender als dieser Auftakt in die kleine Serie der Saisonrückschauen: wir verwursten die Auftritte von 96 in ganz viele Zahlen, ein paar Ergüsse zu verschiedenen taktischen Phasen und dazu passende bunte Linien, Balken und Punkte. Von letzterem mehr als in der Tabelle… Mit dem Teil ist innerhalb der nächsten 5-15 Tage zu rechnen. Vielleicht. Wen es interessiert. Man würde darüber informiert, wenn man uns auf Twitter folgte. Wenn man dort unterwegs wäre. Da erfährt man dann auch, wann in der Sommerpause das bereits fertige Portrait eines gewissen Ron-Robert Zieler veröffentlicht wird (irgendwann in der Mitte… ungefähr). Folget zuhauf.
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