Zuletzt fehlte es 96 nicht nur im Ballbesitz an ganz grundsätzlichen Ideen und wiederkehrenden Mustern. Auch das Pressing wirkte insbesondere gegen Mainz, aber auch schon in Ansätzen in den vorherigen Partien nicht wirklich gut organisiert und offenbarte einige Schwächen. In dieser Hinsicht zeigten Michael Frontzeck und sein Trainerteam nach der Länderspielpause einen gewissen Fortschritt: Gegen Borussia Dortmund trat 96 mit einer relativ ungewöhnlichen und dennoch durchaus sinnvollen Strategie für das Spiel gegen den Ball an. Dieser theoretisch gute Ansatz erfüllte phasenweise seinen Zweck, scheiterte aber oft an Details der Ausführung und aktivierte somit gewissermaßen das Potential der dabei eingegangenen Risiken. Dortmund nutzte dies zwar oft, aber nicht immer konsequent genug aus.
Clevere Anpassung: Leiten und Halbraumpräsenz
Gegen den Dortmunder Spielaufbau baute sich 96 kurz hinter der Mittellinie in einer sehr engen Formation auf, die vielleicht am besten als asymmetrisches 4-3-3 oder versetztes 4-3-2-1 zu bezeichnen ist. Hiroshi Kiyotake versperrte auf einer Höhe mit Artur Sobiech das Zentrum, während sich Leon Andreasen auf der rechten Seite eingerückt und ein paar Meter tiefer postierte. Dahinter wurde mit Salif Sané zentral, Edgar Prib links und Oliver Sorg rechts eine Art Dreifachsechs gebildet. Durch die sehr geringen horizontalen Abstände innerhalb dieser beiden Linien war das Zentrum versperrt und 96 lenkte das meist von Julian Weigl angetriebene Spiel auf die frei gelassenen Außenbahnen. Kiyotakes höhere Stellung und Andreasens leicht diagonal versetzte Position hinter Sobiech hatte zur Folge, dass Dortmund vornehmlich auf die rechte Seite geleitet wurde. Diese Pressingstruktur stellt eine eindeutige Anpassung an den Gegner dar: In den bisherigen Saisonspielen unter dem neuen Trainer Tuchel visierte der BVB mit großer Vorliebe die eigene linke Seite an und erzeugte dort Überladungen, um seine Kombinationsstärke auf engstem Raum auszuspielen und dann andere Zonen zu attackieren. Insofern sprach das tiefe 96-Mittelfeldpressing eine Einladung an die Dortmunder aus, ohne große Schwierigkeiten auf die bevorzugte Seite zu spielen. Ging dieser Plan auf und wurde das Spielgerät auf den freien Flügel zum weit aufrückenden Marcel Schmelzer oder Henrikh Mkhitaryan befördert, hatte die neue 96-Formation eine verstärkte Präsenz im Halbraum zur Folge. Ein Stück tiefer in der eigenen Hälfte wirkte sich das 96-Mittelfeld im Prinzip wie eine ballorientierte, vertikal gestaffelte Doppelsechs aus Leon Andreasen und Oliver Sorg aus, die von Salif Sané zentral abgesichert wurde. Auch der dritte (bzw. „vierte“) Sechser Prib schob weit herüber und hielt die hohe Horizontalkompaktheit des Mittelfelds aufrecht. Durch die vertikale Staffelung zwischen Andreasen und Sorg sollten dem BVB die Passwege in das Zentrum versperrt werden. Außerdem wurde mit dieser ballorientierten und stark zentrumslastigen Verteidigungsweise ein zusätzlicher Spieler aufgeboten, der den Dortmunder Überladungen im Halbraum etwas entgegenzusetzen hatte. Der Pressing-Plan der 96-Elf lässt sich also auf eine relativ simple Formel bringen: Den BVB auf den (aus Hannover-Sicht rechten) Flügel leiten, dann dort zuschieben und vor allem im Halbraum, dem Ort, wo die Tuchel-Elf normalerweise hochüberlegen ist, verstärkt präsent sein.
Unterstützt wurde diese Spielweise des Mittelfeldes oft durch die Außenverteidiger, die das Zurückfallen der gegnerischen Flügelspieler oft mannorientiert verfolgten. Die beiden ballnahen Sechser konnten dann die so entstehenden Lücken in Hannovers Abwehrreihe füllen ohne gleichzeitig den Weg vor den Strafraum zu öffnen. Auf der linken Hannoverschen Seite zeigten sich grundsätzlich allerdings mehr Probleme, was teilweise auch in der leitenden Ausgangsstaffelung des Pressings begründet lag. Zum einen hatte Kiyotake aus seiner höheren Grundposition einen längeren Weg zurück als Andreasen, sodass Edgar Prib bei Angriffen über seine Seite mehr Raum alleine abzudecken hatte und in der Raumnutzung eher zurückhaltend blieb. Dadurch wurde die Hannoversche Formation auf der linken Seite im Mittelfeld etwas zu flach und offenbarte deutlich mehr Möglichkeiten, den Ball ins Zentrum zu spielen. Zum anderen war die Reaktion Sanés auf diese offenere Struktur nicht hilfreich, weil der Franzose überwiegend in einer zentralen Position verblieb und auch generell deutlich weniger intelligent und aktiv in seinem Unterstützen auftrat als Sorg.
Da bei Dortmunder Angriffen über die rechte Seite Andreasen außerdem etwas höher verblieb und sich nicht in die Mittelfeld-Linie einordnete, konnte 96 den Raum auf der eigenen linken Seite insgesamt weniger verknappen und war leichter auszuspielen. Ilkay Gündogan reagierte mit zunehmender Spieldauer auf diesen Umstand und orientierte sich sehr oft weit auf die rechte Spielfeldseite, um von dort die weniger stabile Staffelung Hannovers bespielen zu können (dazu passte auch, dass Jonas Hofmann seine Position weniger aktiv interpretierte als Marco Reus und eher die Breite hielt). In der zweiten Halbzeitpause wurde dies übrigens leicht korrigiert, indem sich Kiyotake frühzeitig stärker zurückfallen ließ und den Abstand zu den Sechsern kleiner hielt, sodass klarere 4-3-2-1-Staffelungen gegen den Ball entstanden. Zusätzlich rückte Prib bei Anspielen auf seine Seite früher und aggressiver heraus, um zu verhindern, dass sich 96 zu leicht hinten reindrücken lässt.
Waren also der strategische Ansatz und die erste Phase der Ausführung noch überwiegend gelungen, sorgten die konkrete Ausführung und einige Details im defensiven Bewegungsspiel jedoch für einen Mangel an Stabilität: Gut klappte es, wenn sich Sorg und Andreasen wie dargestellt am Raum orientierten und den Halbraum verstellten oder Sorg einen Gegenspieler im Halbraum übernehmen konnte, während sich Andreasen weiterhin um die Passwege kümmerte. Nicht gut war allerdings, wenn bei Anspielen auf den linken Dortmunder Flügel, meist auf den hoch aufrückenden Schmelzer, Sakai zu hektisch aus der Abwehr herausrückte und Sorg dazu veranlasste, sich an seine Stelle in die Abwehr fallen zu lassen (um dort dann eventuell Mkhitaryan oder Kagawa zu übernehmen), sodass nur noch Andreasen allein im Halbraum stand. Bei den folgenden Rochaden der drei Dortmunder (Schmelzer, Kagawa, Mkhitaryan waren eigentlich immer in Kombinationen im linken Halbraum eingebunden) entstanden dann unklare Zuordnungen und kritische Übergabemomente weil vor allem Sorg und Sakai zu mannorientiert agierten: Muss Sorg den sich freilaufenden Mkhitaryan verfolgen oder wieder an Sakai übergeben? Muss Andreasen dafür dann Schmelzer anlaufen? Muss sich Sorg wieder zwischen Andreasen und die Abwehr eingliedern und Sakai zurückfallen? Was macht Sakai, wenn Sorg seine Position übernimmt? Diese Entscheidungsunklarheiten verzögerten den Zugriff auf das Dortmunder Passspiel nur um wenige Sekunden oder sogar nur Sekundenbruchteile, das genügte den Gästen aber einige Male, um sich schnell und flach freizuspielen. An dieser Stelle hatte die Zugriffslosigkeit zur Folge, dass die sozusagen in Kauf genommenen Risiken der Defensivspielweise zum Problem wurden.
(Bewusste) Risiken: Ballferne Löcher und zentrale Unkompaktheit
Die zentrumslastige und kompakte Spielweise Hannovers hatte natürlich große Freiräume auf der ballfernen Seite zur Folge. Durch die insgesamt sehr enge Mittelfeldlinie Hannovers blieben vor allem bei Dortmunder Angriffen über die linke Seite der rechte Flügel und teilweise auch der rechte Halbraum unbesetzt. Mit vielen langen Verlagerungen, die der BVB zuletzt ohnehin sehr häufig einstreute, konnte Dortmund diese Räume einige Male direkt anspielen und suchte dort meist den weit aufgerückten Ginter. Zum Dortmunder Plan gehört in solchen Situationen, nach der Spielverlagerung mit einem schnellen Pass in die Mitte die Verschiebedynamik des Gegners zu bespielen. Grundsätzlich wurde dieses Risiko im Pressing-Plan Hannovers bereitwillig hingenommen, weil die Möglichkeit und Präzision der Seitenwechsel durch den höheren Druck im Halbraum vermindert werden sollte.
Hin und wieder gelang das auch. Wenn das Spiel auf der linken Dortmunder Seite aber aus den oben genannten Gründen nicht unterbunden wurde, konnten die Gäste die freien Räume gut attackieren. In der Folge wurde dann bei Angriffen über Hannovers linke Seite die mangelnde Kompaktheit im 96-Zentrum zum Problem. Wie bereits angesprochen harmonierten Prib und Kiyotake weniger gut als das Duo Sorg/Andreasen, und Salif Sané agierte in solchen Szenen zu sehr auf einer Höhe mit Prib, statt das Zentrum aufzufüllen. Verstärkt wurde diese Schwäche manchmal noch durch eine nicht optimale Abstimmung zwischen Albornoz und Prib, wenn der Chilene aus der Abwehrkette herausrückte. Gefährlich wurde dies vor allem dadurch, dass sich der Großteil dieses Geschehens am Hannoverschen Strafraum abspielte.
Mangelhafte Folgebewegungen: Druckloses Abwehrpressing und flache Rückräume
Denn grundsätzlich agierte 96 nach dem erfolgreichen Leiten und der vor allem rechts ansprechenden Halbraumpräsenz zu passiv und stand sehr tief. Ohne große Mühen ließ sich die Frontzeck-Elf von Dortmund bis an den eigenen Strafraum zurückdrängen und ließ die Gäste in der Nähe der torgefährlichen Zonen ungestört kombinieren. Die ohnehin enorme Dominanz der Borussen mündete so zwangsläufig in vielen gefährlichen Aktionen, die nicht alle in der engmaschigen und vielbeinigen Strafraumverteidigung Hannovers abgefangen werden konnten. Je länger Dortmund im Ballbesitz blieb, desto tiefer ließ sich 96 zurückdrängen und machte sich dadurch das Leben zusätzlich schwer: Salif Sané und oft auch Oliver Sorg ließen sich in die Abwehrreihe fallen und erzeugten so Fünfer- oder sogar Sechserketten, mit denen auf Grund der sehr flachen Staffelung nur wenig Druck erzeugt werden konnte. Bei Sané geschah das Eingliedern in die Abwehr oft eher willkürlich und überflüssig, während Sorg meistens einen kurzzeitig frei gewordenen Gegenspieler deckte und ihn dann nicht rechtzeitig an einen Abwehrspieler übergab. Da Prib und Andreasen oft eher außen aushelfen mussten, entstanden große Lücken vor der Abwehr und die ohnehin bestehenden 96-Probleme bei der Rückraumverteidigung wurden noch einmal verschärft. Seit Tuchels Amtsantritt bespielt Dortmund diese bei sehr vielen Mannschaften zu beobachtende Schwäche gezielt mit flachen Ablagen vor den Strafraum und in den Rücken der Abwehr und war damit auch in dieser Partie erfolgreich.
Auch für das Konterspiel Hannovers waren die tiefe Verteidigungslinie und die sehr engen 4-1-3-1-1-Staffelungen direkt am eigenen Strafraum wenig nützlich. Schnelles Umschalten war natürlich nicht wirklich möglich und der Weg zum Tor extrem weit, zumal Dortmund mit riesiger Dominanz und relativ guter Struktur im Ballbesitz nahezu alles abwürgte. Dennoch konnte 96 von Glück reden, dass der BVB in der ersten Halbzeit zu überhastet den Weg hinter die tiefstehende Abwehr suchte und die Durchbrüche zu schlecht vorbereitete. In der zweiten Halbzeit wiederum agierte die Tuchel-Elf insgesamt im Ballbesitz nicht zielstrebig genug und spielte viele Umschaltsituationen schlampig aus. Das Eigentor von Felipe zum 2:3 war in seiner Entstehung allerdings wieder eine Folge der dargestellten Probleme in der 96-Verteidigung: Auf der rechten Seite bekam 96 trotz recht guter Präsenz keinen Zugriff, sodass Kagawa einen langen Ball hinter die Abwehr zu Ginter bringen konnte, dessen sofortige Hereingabe auch von Aubameyang selber verwertet worden wäre.
Unnötiges Ende: Umstellungen führen zu Problemen
In der zweiten Halbzeit wurde das 96-Pressing wie bereits erwähnt auf der linken Seite etwas modifiziert, wurde allerdings insgesamt mit zunehmender Spielzeit immer unsauberer und löchriger. Dafür zeigte 96 mit dem zusätzlichen Spieler im Zentrum eine leichte Verbesserung im Ballbesitzspiel und Kiyotake konnte bis zum Ende seiner Kräfte noch dabei helfen, die ein oder andere enge Szene am Flügel aufzulösen. Dabei agierte die Mannschaft von Michael Frontzeck in einem asymmetrischen 4-2-3-1 und Sorg/Sané als Doppelsechs. Mit der Auswechslung Oliver Sorgs für Charlison Benschop und der damit einhergehenden Umstellung auf eine 4-3-1-2-artige Struktur wurde das Spiel im Angriff wieder deutlich unverbundener und zudem gegen den Ball schlecht abgestimmt. Als wenige Minuten später noch Saint-Maximin und Erdinc für Prib und Kiyotake den Platz betraten entstand ein sehr instabiles 4-3-3, bei dem die Positionen gegen den Ball sehr improvisiert ausgefüllt wurden. Gleichzeitig ging 96 in ein deutlich höheres Pressing und trat dahinter mit der selbstmörderischen Besetzung Andreasen-Sané-Maximin extrem unkompakt auf, sodass enorme Freiräume vor der Abwehr entstanden. Auch mit der Umstellung Gündogans auf die Sechs nach der Einwechslung Castros konnte sich Dortmund nun sehr leicht in diese Zonen hinein kombinieren. Eine solche Situation ging schließlich auch dem Elfmeter voraus, den Aubameyang zum 2:4 verwandelte.
Fazit
Der Plan war nicht schlecht und insofern interessant, als er sich klar an den taktischen Eigenheiten des Gegners ausrichtete – im bisherigen Saisonverlauf hatte man sowohl einen funktionierenden Plan, als auch eine Gegneranpassung im 96-Pressing schmerzlich vermisst. Die Fehler im Detail (größtenteils Mannorientierungen), die grundsätzliche Passivität sowie die enorme individuelle und vor allem strukturelle Klasse der Dortmunder sorgten dann in einigen Szenen dafür, dass die eingegangenen Risiken deutlich wurden – die beiden Dortmunder Tore aus dem Spiel heraus und insbesondere der Treffer von Mkhitaryan fielen nach wiederkehrenden Mustern. Dass das Spiel aus Hannoverscher Sicht dennoch als Fortschritt gewertet wird, liegt zum einen am bisher unterirdischen Auftreten der Roten und zum anderen wohl auch an der Tatsache, dass es ansatzweise ordentliche Szenen im Ballbesitz gab. Doch die zwei 96-Tore hatten ihren Ursprung letztlich in starken Einzelaktionen von Kiyotake, der einen Abpraller nach dem obligatorisch im Spielaufbau nach vorne gebolzten Ball aufsammelte, und Prib, der den Ball im Mittelfeld eroberte und zum Sololauf ansetzte. Die Mängel im Spielaufbau blieben trotz eher zurückhaltenden Dortmunder Pressings bestehen und wurden sogar noch etwas verstärkt, da dank der größeren Zentrumspräsenz eigentlich viel bessere Möglichkeiten zum konstruktiven Spiel bestanden – doch auch die verbesserten Strukturen im Mittelfeld wurden größtenteils sinnlos überspielt. Insofern taugt die 96-Leistung aus taktischer Sicht nur eingeschränkt als Mutmacher für die kommenden Wochen. In kaum einer weiteren Begegnung wird sich die Frontzeck-Elf so eindeutig auf das Verteidigen beschränken können wie gegen den derzeitigen Tabellenersten, der die Hannoverschen Defizite überwiegend nicht zum Vorschein kommen ließ.
Danke, lese gerade die Analyse. Ich war am Samstag im Stadion. Aus meiner Sicht, die ohne diesen Artikel viel weniger klar wäre, trifft das alles zu was hier steht.
Es gab ein paar „Mutmacher“ in der Partie angesichts der vorherigen Leistungen, aber so wie die HAZ titelte – „Die Hoffnung kehrt zurück“, vermag ich es beim besten Willen nicht zu sehen. Hoffentlich streut man sich in Hannover nicht Sand in die Augen und redet de Probleme schön wie zu Slomkas Zeiten, anstatt sie zu benennen.
Es bleibt für mich die Frage – Fronteck hin, Frontzeck her, wie man diesen Kader, den kann man ja im Unterschied zu Frontzeck nicht auswechseln kann, personell aufstellen und taktisch einstellen muss. Wie kann man diesen Kader in die Lage versetzen, die nötigen Punkte einzufahren? Das ist ja die entscheidende Frage, wenn man versuchen will, den ansonsten so gut wie sicheren Abstieg zu verhindern.
Zum Spiel: Die Auswechselungen fand ich total aktionistisch und planlos. Zudem, erst wird groß verkündet, Allan Saint-Maximin solle nicht verheizt werden und dann wird der arme Junge 10 Minuten vor Spielende vollkommen planlos in eine verlorene Partie reingeworfen.
Zu Deinem, Artikel: Ich empfehle im Sinne einer frustrationslosen Lesbarkeit bei den Diagramm unter das erste Diagramm zu schreiben, wo die Abhandlung weitergeht.
Ich vermute, dass dieser Beitrag den wenigsten bekannt sein dürfte:
http://toorschuss.de/index.php/56-startschuss-news/3337-setzt-frontzeck-auch-in-zukunft-auf-das-4-3-3-pressing
Aus Hannoveraner Sicht darf die 2:4-Heimpleite gegen Borussia Dortmund fast schon als kleiner Lichtblick gewertet werden. Bisher boten die Roten ihren Zuschauern fast ausschließlich taktische Magerkost an. Gegen den BVB gab es immerhin vielversprechende Pressingansätze. Ob diese nun auch gegen Augsburg fortgeführt werden können?
Der diagonalen Dortmunder Aufbaustruktur hatte Michael Frontzeck ein 4-3-3 entgegengesetzt. Stürmer Sobiech und Mittelfeldspieler Kiyotake blockierten in vorderster Front die Passwege ins Zentrum, während Andreasen recht etwas tiefer stand und damit für eine asymmetrische Grundstruktur sorgte. Die Dreifachsechs dahinter bot eine zusätzliche Absicherung in der Mitte und in den Halbräumen, sodass Dortmund schnell auf die Flügel gelenkt wurde. Durch die tiefere Position von Andreasen schien 96 die Borussia bewusst auf ihre geliebte linke Seite leiten zu wollen, um dort dann den Dortmunder Überladungen mit intensivem Verschieben und hoher Präsenz entgegenzuwirken. Wegen einzelner Unsauberkeiten im Detail sollte die kluge Gegneranpassung letztlich nicht voll aufgehen. Dennoch: Dortmund hatte lange Zeit Mühe, die niedersächsische Pressingstruktur zu zerspielen. Anders als noch vor der Länderspielpause gegen Leverkusen (0:1), als Hannover mit einem gänzlich inkompakten, kurios mannorientierten Defensivkonzept angetreten war, stimmten die gruppen- und mannschaftstaktischen Bewegungen häufig. Allerdings: Durch die Passivität des Pressingsystems ließ sich 96 immer tiefer in die eigene Hälfte zurückdrängen, teilweis ergaben sich improvisierte Fünfer- oder Sechserketten in Strafraumnähe.
Im Ballbesitz hatte Hannover durch den zusätzlichen Spieler im zentralen Bereich streckenweise etwas bessere Phasen, ohne sonderlich stabile Strukturen herstellen zu können. Mit fortschreitender Spieldauer wechselte Frontzeck schließlich die Formation ohne erkennbaren Plan hin und her, was die Mannschaft immer inkompakter werden ließ. Auf der Anfangsphase im 4-3-3, dem vierten System im vierten Spiel, sollte sich dennoch aufbauen lassen. Ob Frontzeck gegen Augsburg wieder spezifische Anpassungen vornehmen wird? Gut möglich. Ob diese dann besser und länger aufgehen werden als gegen Dortmund? Die bisherigen Eindrücke deuten eher auf ein ‚Nein‘ hin. Auch wenn das BVB-Spiel gewiss ein kleiner Hoffnungsschimmer war.
[…] deutlich weniger kompakt und im Hinblick auf ballferne Freiräume riskant organisiert als noch im Heimspiel gegen Dortmund. Erst in späteren Phasen der ersten Halbzeit zu beobachtende ballorientierte Bewegungen von […]