Das erwartet holprige Körperlichkeits-Spiel zwischen zwei gegen die meisten anderen Teams unterbewertete und für sich genommen eher überschätzte Mannschaften endet mit einem leistungsgerechten Eintracht-Sieg.
Kampfspiel in der ersten Halbzeit
Die Schwierigkeit bei der taktischen Anpassung an die Frankfurter besteht darin, eine Formation bauen zu müssen, die auf die Mischrollen im SGE-Spiel zu reagieren in der Lage ist. Wolfs Wechselspiel aus Achter und Stürmer und die Möglichkeit, mit Hasebe als Innenverteidiger der Dreierkette auch einen situativen Mittelfeldspieler aufnehmen zu müssen, wollte Breitenreiter mit drei Mittelfeldspielern und einem eher zurückhaltenden Pressing mit guten Optionen im Zustellen des Gegners angehen. Mit dem 5-3-2-Mittelfeldpressing versperrte 96 das Zentrum und mit Fossum oder den beiden Stürmern auch Sechser Fernandes. Die Halbverteidiger blieben also erneut weitgehend unbehelligt, sodass die Frankfurter Zeit für ihre Pässe nach vorne hatten. In der Folge entstanden spätestens nach einem Anspiel auf den Frankfurter Flügelverteidiger ganz automatisch klare Zuordnungen mit Hannovers Formation, die der SGE keine Optionen im Spiel nach vorne gaben: Rechts versperrte Bakalorz De Guzman und Schwegler je nach Bedarf den einrückenden Wolf oder den zurückfallenden Haller, links nahm Fossum entweder Wolf in seinen Deckungsschatten, oder Felipe übernahm den ehemaligen 96-Spieler, der sich auf der rechten Seite oft in die Sturmreihe bewegte. Weil Frankfurt solche Aufbauszenen zu statisch ausspielte, vor allem zu selten auf die andere Seite verlagerte (zum Beispiel über Fernandes) und lieber zum langen Ball auf die Stürmer griff, hatte Hannover eher wenig Mühe mit dem Verteidigen.
Die folgenden Duelle um den zweiten Ball waren entsprechend ebenso zahlreich wie umkämpft, weil zusätzlich zu den ohnehin engen Ballungen vor der 96-Abwehr auch noch die zurückarbeitenden 96-Stürmer ihren Teil zur Raumverknappung beitrugen. Seine guten Chancen hatte Frankfurt dementsprechend Überzahlsituationen auf dem Flügel gegen den tiefstehenden Gegner zu verdanken: Wolf, De Guzman oder Hasebe rückten manchmal zum jeweiligen Flügelverteidiger herüber und verschafften einander gegen nur einen 96-Flügelspieler (und den einen Achter/Sechser) zu freien Flanken. Hannover fand dann Entlastung von dieser kurzen Druckphase und kleine Annäherungen ans Tor, indem 96 mehr Druck auf Falette und Abraham auszuüben wusste. Entweder gingen die Stürmer im Pressing weitere Wege nach außen oder die Achter rückten auf (Schwegler konnte den ballnahen Achter übernehmen), sodass Hannover auch zu Balleroberungen höher im Feld kam und etwas mehr Luft für den ersten Pass hatte. Insgesamt zeigte sich aber einmal mehr, dass die Unterzahl in den ersten Pressinglinien und folglich kein hohes Pressing dem 96-Spiel eher nicht gut tut.
Interessante, aber wirkungslose Umformungen
Frankfurt war seinerseits vor eigenem Publikum auch erwartungsgemäß eher auf ein hohes Stören aus, erhielt wegen einer taktischen Anpassung von Breitenreiter zum Teil aber weniger Zugriff als erhofft. Im Aufbau rückte Korb nämlich weiter vor und die Dreierreihe verschob nach rechts, sodass Sorg wie ein tiefer Außenverteidiger aufbaute und Anton und Felipe eher wie Innenverteidiger einer Viererkette positioniert waren. So gelang es ansatzweise, Schwegler vor der Abwehr zu befreien, da Wolf zumindest manchmal nach vorne aufrücken musste um Rebic‘ nach links versetzte Positionierung auszugleichen, die dem Kroaten frühen Zugriff auf Sorg erlaubte. Aus dem eigentlich als 5-1-2-2 gedachten Frankfurter Pressing wurde deshalb zunehmend ein 5-2-1-2, das so aber eben auch die passgenaue Zuordnung der beiden Sechser De Guzman und Fernandes gegen Fossum und Bakalorz erlaubte, die wie auch bei Frankfurt recht oft in die Spitze durchstarteten.
Denn auch 96 gelang es kaum, sich mit dem Ball im Mittelfeld zu drehen, sondern spielte viele lange Bälle nach vorne und konzentrierte sich auf Läufe in die Tiefe und natürlich das Erobern von zweiten Bällen. Teilweise konnte Hannover auch etwas mehr Druck aufbauen, wenn Füllkrug weit nach außen auswich oder sich Harnik ein wenig zurückfallen ließ und lose Bälle zurück zu Schwegler und Fossum bringen konnte. Aber insgesamt hatte Hannover mit zwei Stürmern gegen drei Verteidiger zu wenig Offensivpräsenz, um das sehr direkte Angriffsspiel in Torgefahr ummünzen zu können. Frankfurt erlangte durch das umgeformte Pressing zwar einerseits zufriedenstellenden Zugriff im Angriffspressing, hatte aber eben auch eher tiefe Balleroberungen und wenig Gefahr nach Kontern.
Mit einer leichten Umstellung in der zweiten Halbzeit wurde das eine (der Zugriff in der ersten Pressingreihe) zugunsten des anderen (der Kontergefahr) dann abgeschwächt. Frankfurt stand jetzt symmetrischer und etwas tiefer im 5-1-2-2/5-2-1-2, sodass Hannover mehr Zeit im Aufbau hatte, zum Beispiel auch einmal zwischen den Stürmern hindurch andribbeln konnte und etwas freier in die gegnerische Hälfte kam. Die bekannten Mechanismen (Korbs Aufrücken, das aber ohne Klaus als einrückendem Halbstürmer weniger effektiv war; Fossums diagonale Läufe in den Rücken eines zurückfallenden Flügelspielers, Ablagen des ausweichenden Füllkrug) setzten Hannover offensiv öfter in Szene. Aber auch mit dem eingewechselten Bebou, der erst die rechte Achterposition und später dann den linken Flügel im Schlussphasen-4-4-2 besetzte, kam Hannover kaum einmal zum Torschuss. Frankfurt konnte besser kontern als in der ersten Halbzeit und vergab vor allem nach Anspielen auf Rebic noch zu einigen guten Chancen.
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