Regelmäßig hohe Ballbesitzanteile, eine gute Passquote, aber Probleme mit der Abstimmung zwischen den Sechsern und nach ordentlichem Rückrundenstart ein klarer Abwärtstrend bei den jüngsten Ergebnissen; ängstliches Ballgeschiebe ohne Offensivkraft, das die Identität des Vereins verrät – der FC Bayern München kommt nach Hannover.
Und der Gastgeber? Läuft bei 96. Der Verein stabilisiert seine Tabellensituation, der Sportdirektor sucht bereits nach neuer Konkurrenz in Übersee, Fans und Klubführung können nach der großen Versöhnung kaum noch voneinander lassen; selbst bei den Spielern zeigt sich im Training nichts als Harmonie und Liebe, Händchenhalten inklusive – der Frühling kommt nach Hannover.
Nur der „unerfahrene türkische Trainernovize“ Tayfun Korkut weigert sich beharrlich, sich der allgemeinen Hochstimmung anzuschließen und verfolgt ebenso stur wie unnachgiebig seine Linie. Viele Fans und Freunde von Hannover 96 wünschen sich daher sehnlichst, er möge doch stattdessen eine bekannte rote Linie als Route wählen – vom Stadion zum Hauptbahnhof. Bald auch wieder in Ihrem örtlichen Bundesligaverein: „Konterfußball II: Die Rückkehr des strategischen Durchschnitts“.
Auf dem Spielfeld tritt Hannover dann wie zu erwarten defensiv kompakt auf. Und Bayern? Wir haben nicht verstanden. Zumindest einen großen Teil nicht.
Taktiktheoretischer Exkurs
[Nur kurz, um ein paar vielleicht wichtige Sachen nicht in die „Analyse“ quetschen zu müssen.]
Warum spielt Hannover 96 angeblich Fußball der Marke „Ballgeschiebe“ und die Bayern (meistens) nicht? Das wohl wichtigste Merkmal der Münchner Strategie im Ballbesitz ist das Juego de Posicion, was man als „Positionsspiel“ nur unzureichend übersetzen kann, da dieser Begriff im deutschsprachigen Raum bereits anders verwendet wird. Es handelt sich dabei um eine extrem selten genutzte und extrem komplexe, nicht allgemein und gleichzeitig detailliert zu erklärende Herangehensweise im Spiel mit dem Ball. Übermäßig verkürzt gesagt geht es dabei darum, durch die Bewegungen und Laufwege der eigenen Mannschaft je nach Position des Balles bestimmte Räume zu öffnen, (mehrere) freie Mitspieler zu finden und die Ordnung des Gegners durcheinander zu bringen (natürlich ist das nicht unserem eigenen Wissen entsprungen – für eine deutlich bessere Erklärung des strategischen Ansatzes durch einen sehr viel kompetenteren Beobachter siehe HIER; bei extremem Interesse, guten Englischkenntnissen und sehr viel Zeit für das Lesen lächerlich guter Artikel über modernes Fußballhipster-Zeug von ebenfalls sehr viel kompetenterer Seite aus siehe HIER; wer es sich mal praktisch und mehrfach anschauen möchte siehe zum Beispiel HIER). Dementsprechend folgt aus der Absicht, durch die eigenen situativ anzupassenden Positionen und Bewegungen der Mitspieler im Ballbesitz in eine gute Abschlussposition vorzudringen, zweierlei: Erstens sind Bayern-Spiele in der Regel deutlich schwieriger zu beschreiben als „normaler“ Fußball; zweitens kann man nicht mit Sicherheit bewerten, ob dieser oder jener Laufweg nun geplant erfolgte oder nicht. Zwar munkelt man, dieser Pep Guardiola sei ein gar nicht mal so schlechter Trainer, aber mit Gewissheit lässt sich natürlich dennoch nicht beurteilen, welche der raumschaffenden und passwegöffnenden (ist ein spontan ausgedachtes Wort) Bewegungen nun ein spontaner Einfall des Spielers oder Teil des evil plan ist. Das ist allerdings wenig problematisch, da wir ohnehin nur möglichst gut beschreiben wollen, was zu sehen ist und keine Aussagen über die übergeordnete Absicht treffen wollen (wenngleich der umgekehrte Schluss natürlich oft naheliegend ist und hier auch oft gezogen wird). Aus der Münchner Spielweise ergibt sich jedoch auch, dass eine taktische Anpassung an den FC Bayern wenig sinnvoll erscheint. Allenfalls strategisch ist eine veränderte Herangehensweise sinnvoll und zu erwarten – statt wie üblich den Ballbesitz selber dominieren zu wollen, ist es also wenig prophetisch gewesen, von Konterlastigkeit im Plan von Hannover 96 auszugehen. Der Rekordmeister wiederum passt seine eigene Taktik und das Personal zudem nicht aus Langweile oder rein aus Rotationszwecken an seine jeweiligen Gegner an. Vielmehr ist es nicht zuletzt auf Grund der in den verlinkten Artikeln beschriebenen Spielweise der Münchner eine Notwendigkeit, sich an die spezifischen Schwächen und Formations- oder Bewegungscharakteristiken der gegnerischen Mannschaften anzupassen (natürlich auch nicht von uns – starke These, inhaltlich absolut nachvollziehbar, auch sehr kompetenter Autor).
Die erste Halbzeit
Von Beginn an wurde natürlich wenig Zweifel daran gelassen, wer den Ball haben und nach Lösungen gegen einen defensiven, tief und kompakt stehenden Gegner finden werden müsste (ein Tipp: nicht Hannover). Im Spielaufbau schoben die beiden Flügelspieler Bernat und Rafinha weit bis an das Angriffsdrittel auf und positionierten sich breit an der Außenlinie. Damit öffneten sie den beiden Halbverteidigern Badstuber und Boateng einiges an Platz in den Halbräumen, die diese zu Vorstößen mit dem Ball nutzen konnten. Vor allem Boateng rückte auch mit dem Ball am Fuß weit auf und suchte vor dem kompakten 96-Block dann nach möglichen Wegen ins Zentrum – oder noch häufiger den kurzen diagonalen Rückpass zur Verlagerung. Xabi Alonso hielt sich eigentlich konstant in seiner Zweitlieblingsstellung im tiefen linken Halbraum auf, während Alaba ein paar vertikale Bewegungen in die Tiefe andeutete oder auf den Flügeln unterstützte. Thomas Müller als zunächst höchster Akteur des nominellen 3-4-2-1 der Bayern pendelte quasi dauerhaft in der Horizontale hin und her und suchte nach Anbindung, was allerdings selten gelang. Am produktivsten kombinierten die Bayern oft auf ihrer linken Seite, wenn Mario Götze sich im – wenn auch sehr kleinen – Zwischenlinienraum des tiefen 4-4-2 Hannovers im Halbraum anbieten konnte und mit Bernat, Müller und entweder Alaba oder seltener Xabi Alonso mögliche Anspielstationen finden konnte. Dem Münchner Spiel mangelte es trotz natürlich extremer Dominanz vor allem in den ersten 10, 15 Minuten jedoch ganz besonders an Präsenz und daraus folgend Anbindung in und an den Zehnerraum. Natürlich durch den geringen Raum in Folge Hannovers Kompaktheit bedingt, aber auch in Folge mangelnder Bewegungen in die Bereiche zentral vor dem 96-Strafraum durch etwa Alaba oder Götze fanden die aufbauenden Münchner keine Anspielstation im Zentrum. Dementsprechend lief sich Bayern gewissermaßen auf den Flügeln fest, wurde dort von 96 signifikant ausgebremst und versuchte sich an zu plumpen Lösungen. Was dabei noch am besten funktionierte waren die bereits erwähnten Rückpässe mit schnellen (langen) Verlagerungen auf die durch das gute Verschieben Hannovers frei gelassenen ballfernen Halb- und Flügelräume, von wo das Spiel jedoch meistens den gleichen Fortgang nehmen musste. Oft folgten dann recht klassische Bayern-Muster, bei denen Robben nach innen zog und aus der Distanz abschloss, Bernat und Götze nach kleinräumigen Durchbrüchen auf der linken Seite suchten und Alabas Dynamik bei Läufen in die Tiefe einzubinden versucht wurde. In der Konsequenz hatten die Gäste aus Bayern jedoch bis zum Ende der ersten Halbzeit keinen einzigen Abschluss aus dem Strafraum zu verzeichnen. Dies lag auch an der guten Flügelverteidigung Hannovers, die sich auf beiden Seiten unterschiedlich darstellte. Auf der rechten Seite orientierte sich Briand sehr breit und tief an Bernat und stellte so eine situative Fünferkette her. Auf dem gegenüberliegenden Flügel passte Korkut die Verteidigungstaktik sehr sinnvoll gegen den breiteren Robben an, indem Salif Sané als zusätzlicher Verteidiger in die Abwehr neben Christian Schulz fiel, Leo Bittencourt und Miiko Albornoz dann Robben sowohl den Weg zur Grundlinie (Albornoz), als auch den direkten Weg zum Tor (Bittencourt) verstellen konnten. Auch auf dieser Seite gab es also häufiger verschobene 5-3-2-Staffelungen zu sehen, die wie auf der anderen Seite auch aus einer 4-4-2-Ordnung resultierten.
Nach etwa einer Viertelstunde bewegte sich dann Rafinha von seiner hohen und breiten Position auf der rechten Seite kurzzeitig zentral vor die 96-Abwehr, zudem stieß David Alaba öfter in diese Zone vor. Auch wegen der tiefen Position der beiden „Pressing“-Spitzen fanden die aufrückenden Aufbauspieler der Münchner dennoch keine stabilen Wege, den nun besser besetzten Raum zu bespielen. Nach Ballgewinnen suchte 96 immer möglichst direkt den Weg auf die Flügel, wo sich vor allem Briand immer wieder recht gut positionierte und Bittencourt seine Sprintstärke ausspielen wollte. Zudem wurde Sobiech als intelligenter Zielspieler gesucht. Nach den logischerweise seltenen Ballverlusten in den höheren Spielfeldzonen überzeugte das Nachschieben des Mittelfeldes auf Seiten Hannovers einigermaßen. Die Staffelung dabei überzeugte durch kluge Gegenpressingaktionen Schmiedebachs und Sanés absichernde Stellung. So ließ 96 den Gegner immerhin kurzzeitig nicht völlig frei ins zweite Drittel gelangen und konnte zumindest übergangsweise für leichte Entlastung sorgen. Nach einem Einwurf traf stattdessen Hannover zur Führung. Nach einer schönen weiten Verlagerung durch Sané auf den wieder gut für einen Konter positionierten Briand kam Kiyotake nach gutem Kreuzen mit dem einrückenden Franzosen im Strafraum an den Ball und versenkte ins lange Eck.
Nur wenige Minuten nach dem Rückstand sprach der Schiedsrichter dem FC Bayern einen „umstrittenen“ Freistoß am Strafraum zu, den Alonso direkt zum Ausgleich verwandelte (vielleicht im Wissen von Alonsos flach verwandeltem Freistoß vor ein paar Monaten sprang die Mauer nicht hoch). Kurz darauf nahm Guardiola einen Wechsel vor, der wohl mit ziemlicher Sicherheit nichts mit den bekannten Nachlässigkeiten Dantes zu tun hatte, wenngleich diese in zwei kleineren Situationen fast brenzlige Folgen hätte haben können. Doch stattdessen wurde ein im Spielaufbau überflüssiger zentraler Abwehrspieler vom Feld genommen, der durch einen zusätzlichen Akteur in der Offensive ersetzt wurde. Die folgende Umstellung auf ein 4-2-3-1 sorgte zum einen für mehr generelle Präsenz im Angriffsdrittel als zuvor, zum anderen konnte Müller nun besser ins Spiel eingebunden werden. Auch der Zehnerraum war nun etwas konstanter besetzt, was die Münchner dennoch in den folgenden zwanzig Minuten bis zum Halbzeitpfiff nicht immer gut ausnutzen konnten.
Mit der erfolgten Umstellung waren sie zwar teilweise etwas besser vor dem Strafraum, kamen dennoch nicht zu gefährlichen Abschlüssen. Hannover auf der anderen Seite trat wie zu erwarten sehr um defensive Kompaktheit bedacht auf, ließ sich recht klaglos weit in die eigene Hälfte drängen und nutzte ausnahmsweise einmal die erste gute Abschlusschance zur Führung. In der Abwehr überzeugte Hannover mit intensiver, aber gut abgestimmter Defensivarbeit, die durch kleinere Anpassungen mit situativen Fünferreihen sehr effektiv war. Bayern kam nicht zwingend durch, schloss daher viel aus der Distanz ab und brauchte trotz großer Dominanz und ein paar Anpassungen während des Spiels einen „umstrittenen“ Freistoß zum Ausgleich.
Die zweite Halbzeit
Etwas überraschend sparte sich Pep Guardiola die eigentlich überfällige Auswechslung Xabi Alonsos noch ein paar Minuten auf. Bayern fand zu Beginn des zweiten Durchgangs erneut kein wirkliches Durchkommen gegen unverändert tiefe Hannoveraner, bei denen sich jedoch ein paar kleinere Verschleißerscheinungen in der Arbeit gegen den Ball einschlichen.
Als dann Ribéry für Mario Götze den Platz betrat, wandelte sich die Raumbesetzung und Staffelung in der bayerischen Offensive, was ein paar positive Auswirkungen auf das Angriffsspiel nach sich zog. Juan Bernat schob nun etwas frühzeitiger auf, Ribéry nutzte den Platz, um mit dem Ball am Fuß einige Male in eben den in der ersten Halbzeit nicht genutzten Zehnerraum zu ziehen. Dazu gesellte sich gelegentlich der anscheinend etwas öfter einrückende Robben auf der anderen Seite. Im Spielaufbau tauschten Alonso und Alaba bis zur Auswechslung des Spaniers ein paar Mal die Seiten, sodass mit Alaba, Ribéry und Bernat eine spielstarke und dynamische linke Seite entstand, die mit ein paar guten Bewegungen zu etwas mehr Schwung im Bayern-Spiel führte.
Als Schweinsteiger zu seinem Einsatz kam, trat Alaba wieder etwas vertikaler und nachstoßender im Ballbesitz auf, während der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft meistens seiner gewohnten Rolle als tiefer Ballverteiler nachging. Die Gäste aus München operierten zudem mit einer etwas asymmetrischen Formation im Spielaufbau, bei der Boateng nach wie vor etwas weiter vorstieß als Badstuber auf der anderen Seite. Lewandowski zeigte immer mehr ausweichende Bewegungen auf die linke Seite, wo nun auch Ribéry immer öfter den breiten Weg zur Grundlinie wählte, wohingegen Juan Bernat dann die Position im Halbraum bekleidete. Müller bot zusammen mit gelegentlich Robben wie bereits schon gegen Ende des ersten Durchgangs mehr Präsenz im Zehnerraum, was sich mit der nun verbesserten linken Seite gut ergänzte. Daraus entstanden wegen der guten, wenn auch sehr tiefen, Verteidigungsleistung Hannovers um den Strafraum herum dennoch nur zwei im Ansatz gute Gelegenheiten. Die zweite dieser beiden Situationen führte dann zum Strafstoß für den Rekordmeister, weil bekanntermaßen Füße beim Fußball nicht über eine Höhe von 50 Zentimetern gehoben werden dürfen. Damit hatten die Münchner das Spiel gedreht.
Nach der Einwechslung Edgar Pribs hatte sich leider in zwei kleineren Szenen bereits angedeutet, dass die Abstimmung in der Flügelverteidigung auf der rechten Seite, die Prib zunächst von Briand übernahm, nicht immer passte. Prib blieb dabei nur wenige Meter zu hoch und bot den Weg zur Grundlinie an, was gegen Ribéry/Bernat keine allzu gute Idee ist. So konnten sich diese beiden Bayern-Spieler dann auch mit einer recht gut abgestimmten Rochade über die linke Seite durchspielen. Zum vermutlich ersten Mal in dieser Begegnung sah sich Pereira alleine einem Gegenspieler gegenüber, Ribéry zog zur Grundlinie und Müller köpfte dessen Flanke zum 3:1 ein.
Im Anschluss waren die Gäste nicht mehr wirklich um weitere Tore bemüht und zeigten eigentlich auch keine besonders auffälligen Umstellungen. Zu Abschlüssen aus dem Strafraum kamen sie mit Ausnahme der beiden Tore nach wie vor nicht. Hannover konnte einige wenige Umschaltsituationen nicht vielversprechend auf die neue Doppelspitze Ya Konan/Joselu zuleiten. Zwar war 96 in ein paar Situationen etwas offener und riskanter gestaffelt, außerdem gab es vielleicht vereinzelt offensiveres Nachrücken aus dem Mittelfeld im Spiel gegen den Ball. Doch auch die daraus teilweise entstandenen schnelleren Angriffe der Bayern blieben etwas zu flügellastig und dementsprechend nicht allzu durchschlagskräftig. Ohne größere Höhepunkte ging die Begegnung dem Ende entgegen.
Fazit
Bayern hatte wie zu erwarten den Ball und erzeugte mit den in die von den aufschiebenden Flügelspielern geöffneten Räume aufrückenden Verteidigern einiges an Überlegenheit, ohne besonders torgefährlich zu werden. Wegen eigener Versäumnisse in der Staffelung und dank Hannovers enormer Kompaktheit in tiefer Grundstellung blieben die Münchner oft auf den Flügeln hängen, wo 96 wiederum durch kleine Anpassungen gut verteidigte und nichts zuließ. In der Offensive lebte 96 ebenfalls wie zu erwarten von wenigen guten Szenen und nutzte eine davon. Die Umstellungen Guardiolas im Laufe der ersten und zur zweiten Halbzeit waren sinnvoll und erfüllten ihren Zweck. Ein allzu erdrückendes Chancenplus erarbeiteten sich die Münchner dennoch nicht wirklich und benötigten auch zwei „umstrittene“ Standards zum Sieg. Dennoch ist das Ergebnis aus 96-Sicht in Ordnung und ohnehin nicht wirklich ausschlaggebend. Die Leistung und die fußballerischen „Grundtugenden“ stimmten, doch in den entscheidenden Spielen gegen Ende der Saison wird 96 eine andere Strategie wählen müssen, sodass diese Begegnung im Hinblick auf die Erfolgsaussichten Hannovers in naher Zukunft eher wenig Aufschluss gibt.
Spieler des Spiels: Salif Sané
Dem senegalesischen Nationalspieler kam die an den Gegner angepasste Rolle sehr entgegen, durch die er seine körperlichen Vorzüge, seine defensiven Stärken sowie auch seine (wenn auch grobmotorischen) Umschaltansätze hervorragend einbringen konnte. Glücklicherweise traten seine Schwächen in puncto Wendigkeit und Kleinräumigkeit auch in Folge der grundsätzlichen Ausrichtung Hannovers kaum in Erscheinung, sodass die Gesamtbilanz seines Auftrittes absolut positiv ausfällt. Artur Sobiech zeigte erneut seine sehr effektive, körperbetonte und intelligent-direkte Art des Gegenpressings, während Bittencourt ideale Voraussetzungen für seine intensive und hitzige Art der Defensivarbeit und schnelle, lineare Läufe vorfand.
In deiner Analyse hast du ausführlich das taktische Verhalten von Bayern München dargestellt. Das Dich das taktisch anspruchsvolle Spiel der Bayern reizt kann ich nachvollziehen. Aber deine Seite heißt „niemalsallein“ und ich finde in deiner Analyse kommt unsere Elf viel zu kurz!
Mh… Erstmal Danke für die Rückmeldung.
Im Prinzip kann ich die Kritik nachvollziehen, halte sie aber nicht unbedingt für zutreffend oder die Feststellung für unproblematisch. Eigentlich habe ich aus meiner Sicht alles Wichtige von Seiten Hannovers beschrieben. Obwohl man es noch deutlicher hätte machen müssen: Auf der rechten Seite gabs eine etwas dauerhaftere Staffelung zum verschobenen 5-3-2, weil Briand Bernat nicht etwa mannorientiert in die letzte Reihe verfolgt hat (hab ich ja auch nicht geschrieben), sondern sich quasi freiwillig (heißt wohl geplant/absichtich) in die Viererkette eingegliedert hat, die dadurch zur Fünferkette wurde, was sogar manchmal auch aufrecht gehalten wurde, wenn der Ball noch im Zentrum oder halblinks war. Das war also wohl keine reine Anpassung der Flügelverteidigung, sondern generelle Abwehrstrategie. Dann das Zurückfallen Sanés, wenn Bittencourt und Albornoz Robbens Wege zur Grundlinie und zum Tor verstellt haben (mit leichtem Herausrücken von Albornoz manchmal), wodurch zwar auch eine situative Fünferkette entstanden ist, was ich dann allerdings tatsächlich eher als reine Anpassung der Flügelverteidigung auf der Seite sehen würde (oder als systematisches Absichern von Sané, kommt aufs Gleiche raus).
Aber grundsätzlich kann man ein Fußballspiel aus meiner Sicht taktisch gar nicht beschreiben, ohne die Wechselwirkungen zwischen den beiden Mannschaften zu nennen. Und ich denke, dass ich das zumindest versucht habe. Das heißt, dass ich durch die Darstellung des bayerischen Spiels und seiner Problemzonen auch oft die Leistung/Herangehensweise von 96 beschrieben habe und andersrum (zB bei den Problemen mit dem Zehnerraum: dass die nicht nur durch Bayerns Fehler in der Staffelung entstanden sind, sondern auch durch die Kompaktheit von 96 und die tiefe Stellung der beiden Stürmer bedingt waren, durch die die Passwege ins Zentrum aus den Halbräumen verstellt wurden). Dass ich wenig über 96 im Ballbesitz schreiben konnte, liegt eben daran, dass es das selten und vor allem nur vorübergehend gab. Und ein paar Sachen hab ich da ja schon angemerkt. Es ist eben immer das Problem bei recht einseitigen Spielen, dass man mit verhältnismäßig wenigen Zeilen über die eine Mannschaft sehr viele Spielminuten abarbeiten kann. Bayern hat sich dann eben an verschiedenen Lösungen versucht, die ich erwähnen wollte, aber kam trotzdem gegen das, was 96 weiterhin gespielt hat, nicht oft durch.
Allenfalls könnte man noch ergänzen, dass es in der zweiten Halbzeit dann bei Abstößen oder nach dem (allerdings auch in der Analyse erwähnten) Verbleiben in der hohen Stellung nach Ballverlusten von 96 im Angriff durch das gewohnte Schmiedebach-Spiel gegen den Ball ein 4-3-3-Pressing gab, aber auch das war immer nur sehr kurzzeitig und daher nicht unbedingt etwas, was ich in eine Analyse schreiben wollen würde. Sonst müsste ich ja quasi jede einzelne Aktion des Spiels beschreiben, das wird dann ein bisschen lang und könnte ich auch definitiv nicht nach dem Live-Eindruck machen ;).
Und immerhin haben wir ja noch den Spieler des Spiels aus 96-Sicht, also ist ein Mindestanteil an reiner 96-Abdeckung schonmal immer gewährleistet.
Aber es gab hier schon definitiv 96-lastigere Texte, da haste recht. Das waren dann aber auch 96-lastigere Spiele.
Ohne die (läuferische und defensive) Leistung von Euch klein zu reden zu wollen, aber mit 5 Defensiven in der Startelf und davon drei IVs hat Guardiola sich das Leben und seiner Mannschaft selbst schwer gemacht…
[…] Gegner bei glücklichem Spielverlauf immer relativ angenehm sein können (siehe beispielsweise das letzte Rückrunden-Spiel gegen Bayern). Insofern verschleiert die in Teilen gute 96-Leistung gegen den Dortmunder Spielaufbau hoffentlich […]